@Witchbitch
Man sollte da definitiv nicht zuviel rein interpretieren. Es ist ein nettes Reisetagebuch. Da könnte man ja jeden Fernsehkoch beschuldigen, er würde Meschen zum übermäßigen Essen verführen.
Dein Beispiel hinkt etwas denke ich - die Eso-Komponente fehlt. Würde der Koch ausdrücklich nur mit Gemüse von Feldern mit Plocher-Pulver oder aus ökologisch-dynamischer Landwirtschaft nach Rudolf Steiner kochen... dann wär´s wohl eher vergleichbar.
Hape ist ja auch nicht einfach wandern gegangen, sondern gepilgert.
Und die Richtigkeit des Vorwurfs, so ne Art Türöffnerfunktion für die Boulevardfähigkeit christlich-esoterischer Bräuche gehabt zu haben, ist meiner Ansicht nach nicht bestreitbar.
Okay, diesen "Kerkeling-Effekt" konnte man ja auch gut sehen als Pro7 irgendwelche Z-Promis den Jakobsweg runterjagte. Sowas bleibt nicht aus und war sicher nicht im Sinne des Schreibers.
Ob er mit seinem Buch wirklich einfach nur Geld verdienen oder andere Leute zum Pilgern inspirieren wollte, kann ich nicht beurteilen. Ich find aber beides nicht so toll und kann mich noch gut an den Pilger-Hype erinnern, den er ausgelöst hatte - das wohl größte Comeback christlich-spiritueller Reisen der letzten Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum. Hab sein Buch nicht gelesen, aber mehrere Rezensionen und die immensen Auswirkungen waren ja ohnehin nicht zu übersehen. Der hat seinen Platz im Schwarzbuch wirklich verdient...
Wenn sie also meinen, pilgern zu müssen: Bitte. Tut doch keinem weh. Da steht nirgends ne Bude, an der man erstmal 300€ zahlen muss.
Selbst wenn niemand an den Pilgern Kohle machen würde, steht das was Hape gemacht hat für mich auf einer Stufe mit Promi-Werbung für selbstgebaute Orgonakkumulatoren oder Urlaubsempfehlungen für´s Ashram.
Manchmal brauchen Leute vielleicht einfach was zum "dran festhalten". Solange das keinen finanziellen Ruin oder irgendeine Abhängigkeit mit sich bringt, seh ich darin nichts schlechtes.
Ich schon, bin da aber auch - zugegeben - ähm vorbelastet.
Metaphisische Überzeugungsstysteme kann ich durchaus tolerieren, auch akzeptieren, solang sie privat bleiben. Jede Werbung - auch indirekte - für solche Denkweisen (wobei im Falle des Pilgerns daraus ja sogar konkrete Handlungen resultieren), find ich aber bedenklich.
Ich kann auch gut verstehen, wenn man das alles als übertrieben erachtet. Aber wer sich aus zwei wirklich gruseligen Religionen bei denen sich die pure Verachtung menschlichen Lebens wie ein roter Faden durch die Historie zieht, seinen weltanschaulichen Background zimmert und voraufklärerischem, metaphysisch orientiertem Brauchtum den Rücken stärkt (und zwar in Millionenauflage), dann freu ich mich über alle die das fundiert zu kritisieren in der Lage sind und das auch öffentlich tun.